Die Bibel - erzähltes Leben
"Lieblingsbibelstellen" der Mitglieder des Seelsorgeteams
Bibeltexte des Lebens
Die Mitglieder des Seelsorgeteams haben jeweils einen biblischen Text oder Vers benannt, der in ihrem Leben eine wichtige Rolle gespielt hat, und dazu einige Gedanken notiert.
Mit dieser Seite laden wir Sie herzlich ein, sich selber auf die Suche nach einem "Lieblingstext" der Bibel zu machen - vielleicht das Evangelium bei Ihrer Hochzeitsmesse, Ihr Taufspruch oder eine biblische Erzählung, die Ihnen in Ihrem Leben etwas bedeutet hat.
Wenn Sie mögen, können Sie sich mit Ihrem Bibeltext und einigen erläuternden Gedanken dazu bei uns melden unter michael.beermann@posteo.de
Propst Johannes Mecking
„Es geschah aber: Als die Volksmenge Jesus bedrängte und das Wort Gottes hören wollte, da stand er am See Gennesaret und sah zwei Boote am See liegen. Die Fischer waren aus ihnen ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Jesus stieg in eines der Boote, das dem Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück weit vom Land wegzufahren. Dann setzte er sich und lehrte das Volk vom Boot aus. Als er seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: Fahr hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! Simon antwortete ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch auf dein Wort hin werde ich die Netze auswerfen. Das taten sie und sie fingen eine große Menge Fische; ihre Netze aber drohten zu reißen. Und sie gaben ihren Gefährten im anderen Boot ein Zeichen, sie sollten kommen und ihnen helfen. Sie kamen und füllten beide Boote, sodass sie fast versanken.“
Lk 5, 1-7
In dieser Bibelstelle ist ein Moment für mich wichtig: Wer glaubt, erlebt ungeahnte Möglichkeiten und Wunder.
Der Bericht vom Fischfang ist eine der Wundergeschichten des Evangeliums. Sie ist ein Beweis dafür, was Gottvertrauen bei den enttäuschten und resignierten Fischern alles bewirken kann und die Menschenmenge, die am Ufer des Sees wartet, kann nur mit großem Erstaunen zusehen. Trotz aller Bedenken und aller Zweifel der Fischer gelingt der Fischfang und übersteigt alle Erwartungen. Aus dem zaghaften zweiten Versuch wird ein wunderbarer Fischzug. Jesus zeigt den Fischern und den versammelten Zuschauern, dass seine Möglichkeiten bei weitem alles übertreffen, was ein Mensch sich vorzustellen vermag. Jesus macht den Menschen damals und auch mir und uns heute deutlich: Seid stark im Glauben, vertraut mir, vertraut Gott und ihr werdet mit innerer Kraft und Möglichkeiten ausgestattet, die ihr bisher nur erahnen konntet.
Krankenhauspastoralreferentin Judith Welbers
Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen.
Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.
Mt 25,35-36.40b
Ich habe diese Stelle gewählt, weil ich sie mit folgenden Gedanken und Überzeugungen verbinde:
- unser Auftrag: Solidarität leben mit allen Menschen „am Rande“; Gutes tun, wo sich die Gelegenheit bietet; Liebeserweise schenken, die jede und jeder zu leisten vermag, ohne sich zu überfordern
- Geschwisterlichkeit heisst, nicht gleichgültig auf das zu schauen, was um mich herum geschieht, sondern Nachfolge ernst zu nehmen: christliches Leben hat für mich mit aktivem Tun, mit einem sich Einmischen zu tun, nicht wegsehen und abwarten, sondern die Stimme erheben, Partei ergreifen und die Ärmel hochkrempeln
- in jedem Menschen, dem ich mich zuwende, vor allem auch in den benachteiligten, begegne ich Christus selbst
- Christsein verstehe ich als Gabe und Aufgabe, als Geschenk und Verantwortung
- die oben genannte Bibelstelle ist – wie viele andere - heute so aktuell wie zur Zeit Jesu; dabei müssen wir neben den konkret angesprochenen Nöten der Menschen weiter denken: Hunger nach Nahrung, aber auch nach Gerechtigkeit, Liebe, Wertschätzung…; Durst nach Wasser, aber auch nach Lebensfreude, Frieden, Anerkennung…; Fremdheit durch ein Leben fern der Heimat, aber auch Einsamkeit, ein nicht mehr Verstehen der Lebensumstände, ein sich Entfremden von Menschen…; Nacktheit durch fehlende Kleidung, aber auch durch ein Bloßstellen, Mobbing, Psycho-Terror…; Krankheit nicht nur im körperlichen, sondern auch im geistigen und seelischen Sinne; Gefängnis nicht nur als das Gebäude, in das Menschen hinter Gitter gesperrt werden, sondern als Sinnbild für Mauern zwischen Menschen, ein Gefangen-Sein in sich selbst, Begrenzungen von außen in meiner Kreativität, im freien Denken, in meinem Anders-Sein…
- Gott schenkt uns bedingungslos seine Liebe – wir sollen Zeugnis geben von diesem liebenden Gott des Lebens und die ermutigende Botschaft Jesu zu allen Menschen bringen
Pfr. Dr. Maurus Schneider
Wie mit einem Schild umgibt dich Seine Treue (Wahrheit).
Psalm 91,4c
Meine Eltern, beide Ärzte, haben in Schlesien geheiratet. Schon in den Westen übergesiedelt sind die ersten beiden Kinder während des Krieges geboren. Mein Vater musste als Sanitätsarzt an der Front in Polen Dienst tun.
Gegen Ende des Krieges, als Vater wieder bei der Familie zu Besuch war, hat meine Mutter ihm eine Decke mitgegeben und darin den Spruch aus der Vulgata Psalm 90,5 eingestickt: SCUTO CIRCUMDABIT TE VERITAS EIUS - Wie mit einem Schild umgibt dich Seine Treue (Wahrheit). Vgl. Einheitsübersetzung Psalm 91,4c.
Er geriet dann in russische Gefangenschaft, hat wohlweislich die Decke halbiert. Die Hälfte mit dem Spruch hat er sich um den Leib gewickelt, die andere Hälfte unterm Arm getragen, was ihm beim Filzen auch abgenommen worden ist. Dann kam er ins Lager nach Georgien, am Fuße des Berges Ararat, wo die Arche Noah liegen soll. Nach 3 ½ Jahren kehrte er nach Deutschland zurück, brachte auch die Decke mit, was ihm das Leben gerettet hat, so sagt er.
Diese Decke ist zu einem kostbaren Andenken geworden, worin meine Mutter, neben dem Bild der Muttergottes mit dem Jesuskind im Zentrum, die wichtigen Ereignisse der Familie eingestickt hat:
Die Hochzeit der Eltern; der Erstgeborene; Vaters Gefangenschaft; seine Rückkehr mit Abholen am Bahnhof schon mit dem zweiten Sohn (jetzt Focolar-Priester); vier Kinder sind in Deutschland geboren (drei Jungen und ein Mädchen), ich war als fünftes unterwegs (die Knospe); dann die Überfahrt mit dem Schiff nach Brasilien; meine Taufkirche Santo Amaro = Hl. Maurus (der dortige Pfarrer, Otto Sailer, war ein Klassenfreund meines Vaters, der uns nach Brasilien gerufen hatte); wir bekommen ein Findelkind (die Blume, die zum Blumenstrauß hinzukommt); Vaters brasilianisches staatliches Arztdiplom; das sechste Kind wird auch in Taquaritinga geboren; ganz links die beiden letzten Kinder, die in Recife geboren sind (insgesamt 4 Mädchen, 4 Jungen + ein Adoptivsohn); ganz rechts der Rückflug nach Deutschland, das schwere Gepäck geht mit dem Schiff; für Aachen steht das Symbol von Karolus Magnus. – Als alle Kinder außer Haus waren, haben meine Eltern ihren Lebensabend wieder in Brasilien verbracht.
Den Psalm-Vers aus der Vulgata habe ich dann auch zum Wahlspruch meiner Priesterweihe gemacht.
Pfr. Maurus Schneider
Diakon Paul Leukers
„Hier bin ich! Sende mich“
Jes 6,8
Zu Beginn des Weihegottesdienstes, werden wir Weihekandidaten namentlich vorgestellt und aufgerufen. Wir treten dann einzeln vor den Bischof.
Dabei habe ich das große Wandbild aus unserer Institutskapelle vor Augen.
Ich stehe jetzt in Gottes Gegenwart.
Ich bin gerufen worden, ich habe mich vorbereitet, ich habe mich entschieden.
Ich verbinde mit dieser Antwort die Jesajabibelstelle, wo Gott Jesaja fragt: „Wen soll ich senden?“. Jesaja antwortet „Hier bin ich, sende mich!“ (Jes 6,8).
Dabei klingt das Lied „Du hast uns, Herr, gerufen, und darum sind wir hier..“ (GL 721,1) in meinem Ohr.
Meine Antwort läßt mich ganz gegenwärtig sein, ganz lebendig sein.
Sie erweckt in mir die volle Aufmerksamkeit auf das, was jetzt kommen wird.
„Hier bin ich“- ein bewusster Beginn des Gottesdienstes.
„Hier bin ich“ - ich bin gerufen, ich werde gesendet.
Pastoralreferent Michael Beermann
Am Sabbat lehrte Jesus in einer Synagoge.
Und siehe, da war eine Frau, die seit achtzehn Jahren krank war, weil sie von einem Geist geplagt wurde; sie war ganz verkrümmt und konnte nicht mehr aufrecht gehen.
Als Jesus sie sah, rief er sie zu sich und sagte: Frau, du bist von deinem Leiden erlöst. Und er legte ihr die Hände auf. Im gleichen Augenblick richtete sie sich auf und pries Gott.
Lukas 13, 11-13
Diese kurze, beinahe beiläufig erzählte Heilungsgeschichte und die darin enthaltene Botschaft begleiten mich seit Beginn meiner berufspraktischen Ausbildung. Während einer Studienwoche in Münster besuchten wir die dortige Synagoge. Ein Mitglied der jüdischen Gemeinde führte uns durch das Gotteshaus; gegen Ende sagte er einen Satz, der sich mir eingeprägt hat: „Wir Juden werfen uns vor unserem Gott zu Boden. Ihr Christen dürft aufrecht vor euren Gott stehen.“
Gott richtet mich auf! Weil ich ein Abbild Gottes bin, darf ich ihm aufrecht begegnen. So heißt es im Buch Hesekil: „Gott sagte zu mir: Menschensohn, stell dich auf deine Füße; ich will mit dir reden.“ (2,1 ).
Die Heilungsgeschichte aus dem Lukasevangelium erzählt davon, dass eine Frau von einem Geist geplagt und niedergedrückt wurde. Auch mich drückt vieles nieder – (zu hohe) Erwartungen von anderen oder von mir selber; berufliche, private oder gesundheitliche Sorgen; unerreichbare Sehnsüchte…
Jesus sieht die Frau, ruft sie zu sich und richtet sie auf.
Ich bin fest davon überzeugt, ja ich erlebe es immer wieder, dass Jesus auch mich zu sich ruft und all das von mir nimmt, was mich niederdrückt.
So darf ich aufrecht stehen – in der ganzen Würde, die Gott mir geschenkt hat. Und so kann ich mit den Worten des 2. Eucharistischen Hochgebets beten: „Wir danken dir, dass Du uns berufen hast, vor dir zu stehen und dir zu dienen.“
Mick Michels
Da sagte Jesus zu Simon: "Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen.“
Lukas 5,10b
Ich habe dieses Zitat Jesu über lange Jahre als eine Aussage gegenüber Simon Petrus gelesen, in der kein Auftrag enthalten war (geschweige denn eine Berufung), sondern lediglich eine Beschreibung dessen, was auf Petrus zukam (in einer für ihn verständlichen Sprache).
Erst in den letzten Jahren ist dieser Satz Jesu zu einer meiner „Lieblingsbibelstellen“ geworden, hat sich mir ein anderer Sinn erschlossen.
Ein Film, eine Geschichte - ein Mensch nimmt mich gefangen...
Menschen „gefangen nehmen“, in ihnen Interesse für meinen Glauben zu wecken, sie Gott (wieder)entdecken zu lassen, das ist für mich zu einer spannenden und schönen Herausforderung geworden (wenn auch mein Netz klein und manchmal löchrig ist).
„Von jetzt an wirst du Menschen fangen“ - dies galt nicht nur Petrus.
Diakon Michael Rübo
Und siehe, ein Gesetzeslehrer stand auf, um Jesus auf die Probe zu stellen, und fragte ihn: Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben?
Jesus sagte zu ihm: Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du?
Er antwortete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele, mit deiner ganzen Kraft und deinem ganzen Denken, und deinen Nächsten wie dich selbst.
Jesus sagte zu ihm: Du hast richtig geantwortet. Handle danach und du wirst leben!
Der Gesetzeslehrer wollte sich rechtfertigen und sagte zu Jesus: Und wer ist mein Nächster?
Darauf antwortete ihm Jesus: Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging vorüber. Ebenso kam auch ein Levit zu der Stelle; er sah ihn und ging vorüber. Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam zu ihm; er sah ihn und hatte Mitleid, ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein eigenes Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn. Und am nächsten Tag holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.
Wer von diesen dreien meinst du, ist dem der Nächste geworden, der von den Räubern überfallen wurde?
Der Gesetzeslehrer antwortete: Der barmherzig an ihm gehandelt hat. Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und handle du genauso!
Lk 10, 25-37
Dieses Gleichnis erinnert mich daran, dass ich bei allen Aufgaben und Verpflichtungen, die mich binden, immer auch Raum lasse für das, was unerwartet und ungeplant mir in den Weg gelegt wird und was meine Aufmerksamkeit und meine Zeit braucht.
Michael Behrendt, Kirchenmusiker
Für den Chormeister. Von den Korachitern. Nach der Weise Mädchen. Ein Lied.
Gott ist uns Zuflucht und Stärke, als mächtig erfahren, als Helfer in allen Nöten. Darum fürchten wir uns nicht, wenn die Erde auch wankt, wenn Berge stürzen in die Tiefe des Meeres; mögen seine Wasser tosen und schäumen und vor seinem Ungestüm Berge erzittern. [Sela] Eines Stromes Arme erfreuen die Gottesstadt, des Höchsten heilige Wohnung. Gott ist in ihrer Mitte, sie wird nicht wanken. Gott hilft ihr, wenn der Morgen anbricht. Völker tobten, Reiche wankten; seine Stimme erscholl, da muss die Erde schmelzen. Mit uns ist der HERR der Heerscharen, der Gott Jakobs ist unsre Burg. [Sela] Kommt und schaut die Taten des HERRN, der Schauder erregt auf der Erde. Er setzt den Kriegen ein Ende bis an die Grenzen der Erde. Den Bogen zerbricht er, die Lanze zerschlägt er; Streitwagen verbrennt er im Feuer. Lasst ab und erkennt, dass ich Gott bin, erhaben über die Völker, erhaben auf Erden! Mit uns ist der HERR der Heerscharen, der Gott Jakobs ist unsre Burg. [Sela]
Psalm 46
Zur Zeit beschäftige ich mit für ein Konzert mit jüdischer Synagogenmusik, an dem neben dem Propsteichor auch der Kirchenchor Kellen mit Gästen mitwirken wird, intensiv mit dem jüdischen Komponisten Louis Lewandowski (1821 – 1894) und seinen „18 Liturgischen Psalmen“ für Sologesang, gemischtem Chor und Orgel.
Ich muss gestehen, dass mich diese Musik von Anfang an sehr berührt hat, was auch für die Sängerinnen und Sänger in den Chören gilt. Es scheint, dass die Vertonungen eine besondere „Aura“ haben, dass sie von einer tiefen Frömmigkeit und Ehrfurcht (nicht Angst!) geprägt sind.
Besonders Lewandowskis Vertonung des 46. Psalms hat es mir in besonderem Maße angetan:
„Gott ist uns Zuflucht und Veste,
ein Beistand in Drangsalen,
gegenwärtig gar sehr.
Darum fürchten wir nicht,
wenn die Erde sich umkehrt,
und wenn die Berge wanken im Herzen der Meere.
Es tosen und schäumen seine Fluthen,
Er erhebet Berge bei seiner Majestät.
Selah!
Der Ewige der Heerschaaren ist mit uns,
eine Veste ist uns der Gott Jakobs.
Selah!“
Schon der Anfang der Komposition im strahlenden D – dur lässt keinen Zweifel aufkommen:
Gott ist Zuflucht, Beistand und gegenwärtig in allen Notlagen, selbst wenn die Erde „Kopf steht“. Besonders eindrucksvoll die Vertonung an der Stelle „bei seiner Majestät“ , die auf mich wie ein ein überzeugtes Glaubenszeugnis wirkt.
Vielleicht ist es diese Wechselwirkung von Text und Musik, die die „besondere Aura“ in der Musik Lewandowskis begründet und uns Gott als immer gegenwärtigen Helfer vor Augen (Ohren) führt.
Pastoralreferent Markus van Berlo
„Die ganze Welt ist ja vor dir wie ein Stäubchen auf der Waage, / wie ein Tautropfen, der am Morgen zur Erde fällt. Du hast mit allen Erbarmen, weil du alles vermagst, / und siehst über die Sünden der Menschen hinweg, damit sie umkehren. Du liebst alles, was ist, / und verabscheust nichts von dem, was du gemacht hast; / denn hättest du etwas gehasst, so hättest du es nicht geschaffen. Wie könnte etwas ohne deinen Willen Bestand haben / oder wie könnte etwas erhalten bleiben, das nicht von dir ins Dasein gerufen wäre? Du schonst alles, weil es dein Eigentum ist, Herr, du Freund des Lebens.“
Weisheit 11, 22-26
Auf diese Bibelstelle bin ich vor ca. 25 Jahren gestoßen, als ich mich näher mit dem Thema Schöpfung in der Bibel beschäftigt habe.
Die Schöpfungstexte am Anfang der Bibel sind ja große Glaubenszeugnisse und große Weltliteratur, aber sie sind auch sperrig und missverständlich. Dieser kleine Absatz aus dem Buch der Weisheit ist für mich wie eine Zusammenfassung der biblischen Botschaft: Er zeigt die Verbundenheit und die Zuneigung Gottes zu allen Menschen und zur ganzen Schöpfung, egal wie klein und schwach wir uns manchmal fühlen.
Und Gott liebt Menschen und Schöpfung in ihrer ganzen Unterschiedlichkeit und Vielfalt!